MOTORPSYCHO kommen ins Gloria – und allein die Ankündigung reicht, um zu wissen: Das wird kein Konzert, das man „mal eben mitnimmt“. Die norwegische Rockband um Bent Sæther und Hans Magnus „Snah“ Ryan steht seit 35 Jahren für eine Musik, die sich hartnäckig jeder Schublade entzieht. Wer sie kennt, weiß: Es geht nicht um Songs, es geht um Räume. Um Zustände. Um eine Reise, für die man sich Zeit nehmen muss – mindestens zweieinhalb Stunden pro Abend. Und das ist eher die Unterkante.
Gegründet 1989 in Trondheim, hat die Band sich durch Psychedelic, Hardrock, Prog, Jazz und Folk gearbeitet, ohne je irgendwo endgültig anzukommen. Sæther nennt es „Hardrock mit psychedelischem Dreh“ – ein Versuch, etwas zu fassen, das längst eigene Kreise zieht. Motorpsycho klingen wie eine Band, die die Alben ihrer Jugend nicht covern, sondern weiterträumen will. PINK FLOYD, KING CRIMSON, WISHBONE ASH, ja – aber immer mit dem nordischen Wind im Rücken.
Aktuell spielen sie als Duo, die Backing-Formation wechselt. Wer diesmal dabei ist? Wird nicht verraten. „The Comeback Tour“ heißt die aktuelle Runde – ein Titel, der so viel Ironie wie Ernst enthalten dürfte. Denn MOTORPSYCHO sind nie weg gewesen, höchstens kurz verschwunden in ihren eigenen Soundschleifen.
Die Setlists bisher: eine (Tor-)T(o)ur (de Force?) durch das eigene Archiv. Mega Wortspiel! Danke! Klassiker wie „Lucifer, Bringer of Light“, „Three Frightened Monkeys“ oder „Starmelt, Lovelight“ treffen auf Überraschungen, auf Songs, die ausgedehnt, zerlegt, neu zusammengesetzt werden. Immer wieder Coverversionen: etwa WISHBONE ASHs „The Pilgrim“ – mehr als Zitat, eher ein Weitererzählen einer alten Erzählung. aber eben etwas roher, direkter, kompromissloser. Für ein aufgeschlossenes Publikum, das Stille aushält. Und Ausbruch. Wer nach Hits sucht, wird enttäuscht. Wer sich einlässt, wird belohnt. Das Konzert im optimalen Fall als offener Prozess: fordernd, befreiend, manchmal überwältigend.
Am 6. Mai stehen sie in Köln. Im Gloria. Wer hingeht, sollte ausgeschlafen und bereit sein, sich zu verlieren.
Einlass: 19 Uhr. Beginn: 20 Uhr. Danach? Unklar. Sicher ist nur: Es dauert.
Tickets? Gibt’s hier.
Foto: Terje Visnes & Espen Haslene