Easy – A Heartbeat to Eternity
Irgendwann wurde in Schweden der bessere Britpop und Indierave gemacht, als im Heimatland des tanzbaren Undergrounds und der viel zu großen Headlines – oder sollte man sagen: sind die Schweden vielleicht einfach etwas kulturkonservativer?
Zumindest könnte man im ersten Moment bei Easy darauf schließen, wenn man die ersten Tracks ihres neuen Studioalbums A HEARTBEAT TO ETERNITY hört. Mit dem dem Opener „Ask the Sky“, der letztes Jahr für einiges Aufsehen sorgte, haben sie das beste New Order Stück der letzten 15 Jahre geschrieben. Die Uptempo- Nummer „I can tell you why“ stünde mit ihren schwelgerischen Melodiegitarren und dem erdrückend-eingängigen Refrain jeder Indieband mit leichten 60ties Einschlag gut zu Gesicht. Und jeder Shed Seven Fan würde mit einer Träne im Auge zu den Tanzschuhen greifen. Und so geht es weiter, über die ganze Länge von A HEARTBEAT TO ETERNITY. Die Schweden versprühen eine spielerische Unbekümmertheit, die es locker mit hoch gehandelten Newcomern wie Pale Seas oder Shame aufnimmt. Diese verhelfen zurzeit dem Britpop Sound zu einem neuen Comeback und kreuzen geschickt Rotzigkeit mit zeitlosen Melodien und treibenden Beats. Auch Easy machen das vorzüglich, auch wenn ihnen etwas die Rotzigkeit abgeht – abgesehen von wenigen Ausnahmen wie „It’s Ok to cry“ oder dem ravigen „Song to remember“. Vielleicht liegt es am Alter, immerhin ist dies erst die zweite Veröffentlichung mit einer Verzögerung von rund 20 Jahren. Allerdings lässt dieser Umstand einen eher neidisch aus der Wäsche schauen, hört man der Naivität und Neugier zu, die sie sich beim Songwriting erhalten haben. A HEARTBEAT TO ETERNITY erfindet sicherlich nicht das Rad neu, dürfte aber dieses Jahr bereits zu den interessanteren Beiträgen im klassischen Indiegenre gehören und hält die urbritische Fahne hoch. Diese bewegt sich zunehmend von der Insel weg und wird dankbar in anderen Teilen der Welt aufgenommen. Vergleichbares haben die Veröffentlichungen von The Daysoffs oder der Beach Fossils aus dem letzten Jahr gezeigt.
VÖ: 26.Januar 2018, A Turntable Friend Records, http://easy-sweden.bandcamp.com/album/a-heartbeat-from-eternity
Ohr d’Oeuvre: Ask the sky/ It’s Ok to cry/ Song to remember
Gesamteindruck: 7,0/10
Tracklist: Ask the sky/ I can tell you why/ For beauty/ It’s Ok to cry/ Swimming with the beast/ Song to remember/ Ghost of Nero/Little boy/ A picture I’ve got mine/ I belong wherever you you will take me/ The Reincarnated
Torpus And The Art Directors – We both need to accept that I have changed
Bodenständig, wetterfest und von einer unbekümmerten Schönheit – so ließe sich die Musik von Torpus&The Art Directors vielleicht beschreiben. Mit dieser Mischung verzauberten und gewannen sie in den letzten drei, vier Jahren viele Hörerherzen, in denen sie die Konzertbühnen der Republik bespielten.
Mit ihrem neuen Werk WE BOTH NEED TO ACCEPT THAT I HAVE CHANGED treten sie darüber hinaus den Beweis an, dass Schleswig-Holstein näher am Mittleren Westen als an Mecklenburg Vorpommern liegt. Auf ihrem dritten Album stricken sie ihren angenehm verpeilten Slackerfolk weiter, und treiben ihn mehr in Richtung verquerten Indierock. Zwar bestimmt die von Folk und Countryelementen geprägte Stimme von Sönke Torpus nach wie vor das Geschehen, doch die Songstrukturen sind etwas experimenteller, weniger hymnisch, mehr lakonisch-melodisch und vor allem die Gitarren lauter geworden. So als hätten die fünf in letzter Zeit viel Pavement („MEOW“), Nada Surf („Never Close Enough“, „Human Loving Being“) oder Flamings Lips („Woof“) gehört. Dazu gesellen sich einschlägige Sixties Elemente in Form von prägnanten Bassläufen, Byrds Gitarren und hier und da einem Uptempo Schlagzeug. Zwar wagt man sich nicht an die ganz großen Experimente heran, aber insgesamt wirkt der Sound etwas abgeklärter und zerstückelter, was dazu führt, dass man sich zwar nicht in der folkigen Melancholie aalen kann, aber die Songs unweigerlich eine eigene Note hinterlassen. Wie das heiter-beschwingte „Sleeping Bag“ mit seinem heiter-knarzigen Basslauf oder die an Donald Ducks Geschnatter erinnernde Gitarrenauftaktmelodie in „The Woof“. Die Stimme dagegen wirkt ein wenig lakonischer, zurückhaltender. Torpus versucht nicht mehr die ganze Welt zu umarmen. Vielleicht liegt es an den etwas ernsteren Themen wie Aufbruch, Umbruch und Neuanfang, welche die Stücke behandeln. Dass sie trotzdem noch Momente bodenloser Schönheit kreieren können, beweisen sie in „Maria“ oder dem Abschlussstück „He’s a cat“. Ein wenig wirkt es, als habe der Wind die stringente Songwritinghandschrift hinweggehweht, die Frisuren ordentlich durcheinander gewirbelt und Beine und Popo in Bewegung kommen lassen. Torpus & The Art Directors nehmen einen Entwicklungsschritt, der die Band an ganz neue Ufer wehen könnte.
VÖ: 17.Dezember 2017, Grand Hotel van Cleef, http://www.torpus.de/engl/indexengl.html
Ohr d’Oeuvre: Maria/ MEOW/ Sleeping Bag
Gesamteindruck: 7,0/10
Tracklist: 4×7/ Never close enough/ Sleeping Bag/ The Woof/I’m a dog/ Maria/ Slow Preparation/ MEOW/ Human loving being/ On our backs/ I feel for her/ He’s Acat