Wir lieben Bands, deren
-Bassist es schafft die eigene Gesangsmelodie auf dem Bass zu spielen
– Gitarrist uns vor ein Rätsel stellt, wie er auf die Melodielinien gekommen ist
– Schlagzeuger völlig unbeteiligt schaut und dabei stoisch, wunderbare Rhythmen zaubert
Wir lieben Albert Luxus. Das Quartett aus Köln veröffentlichte vor zwei Monaten seinen Erstling DIEBE, welches heute ausgiebig dargeboten wird im Vorprogramm der Österreicher von Culk. Das Bumann & Sohn ist gut gefüllt. Neben den Songs, die live etwas rockiger und schwerer rüberkommen als auf Platte, allerdings ohne ihre flirrende Leichtigkeit zu verlieren, fällt die musikalische Perfektion des Quartetts auf. Alles wirkt beiläufig, auf eine leichte Art nebenher gespielt und doch wird keine Melodie, kein Übergang verschludert oder weggelassen. Die Songs werden eher etwas ausführlicher zelebriert, was an eine Menge Spielfreude an dem Abend liegt. So entwickeln gerade auch Songs wie „Tea Time Honey“ oder das auf Platte todtraurige „Aus anderen Sphären“ (wofür Enno Burger töten würde), live einen ganz neuen Charme, der den Zuhörern eine Gänsehaut auf den Rücken zaubert. So geht man nach gut 50 Minuten mit einem Lächeln in den Raucherhof, auch nach dem Konzert sieht man noch lange Konzertbesucher die Platten der Band plündern.
Culk kommen von der musikalischen Perfektion ähnlich gut rüber wie Albert Luxus. Ihr Neopsychedelic- Sound kann vom ersten bis zum letzten Lied überzeugen, auch wenn dem Sound naturgemäß eher die Leichtigkeit der Vorgenannten abgeht. Blickfang und spirituelles Zentrum ist die fast ganz in rot gekleidete Sängerin Sophie Löw. Ähnlich wie auf der Debütplatte verströmt die Stimme eine unterschwellig Bedrohung. Dies kommt dadurch besonders zu tragen, dass sie nicht sehr in den Vordergrund gemischt ist, sondern eher in die Musik eingewebt wird. Manchmal geht deshalb etwas die beschriebene Wirkung verloren. Höhepunkt ist der heimliche Hit (in Österreich gar nicht mehr so heimlich) „Scham/ Begierde“, dessen treibenden Rhythmus man sich in Verbindung mit Löws pathetisch-indifferenten Gesang man sich kaum entziehen kann.
Ein schöner Abend zwischen Pathos und Leichtigkeit und mit viel zu vielen Bieren für die Mitte der Woche.
Culk sind noch weiter unterwegs:
22.2.2019 – Hamburg, Molotow
23.2.2019 – Berlin, Monarch (erstklassigen Gin Tonic)
25.2.2019 – Dresden, Ostpol
26.2.2019 – Nürnberg, Club Stereo
27.2.2019 – Bamberg, Pizzini