Nach dem furiosen Gastspiel von Anja Plaschg aka SOAP&SKIN – im nahezu ausverkauften Kölner Konzertsaal Gloria – wird klar sein: die südösterreichische Künstlerin befindet sich längst auf Augenhöhe mit internationalen Größen wie Björk, SIGUR RÓS oder Lana Del Rey (deren „Gods And Monsters“ sie gegen Ende ihrer überragenden Show covern wird – der Song ist seltsamerweise nicht auf Spotify und deshalb auch nicht in der Setlist vom Abend vorhanden – unten angefügt im Artikel). Wirklich vergleichen kann man sie mit den Genannten jedoch nicht. Es ist eher die Tatsache, dass sich SOAP&SKINs Musikentwurf nicht in gängige Genreschubladen einsortieren lässt. Und vor allem eine Qualität erreicht hat, die im internationalen Musikbetrieb ziemlich einzigartig ist.
Ganz in schwarz gekleidet erscheint Plaschg mit ihren großartigen Musikern auf der Bühne und nimmt die gebannten Zuschauer mit auf einen aufregenden Trip – in (teilweise) ziemlich düstere Gebiete. Man kann sich jedoch bedenkenlos der Steuermannskunst dieser Ausnahmekünstlerin anvertrauen. Hier geht heute niemand im Styx verloren.
Sind die Stücke auf den Studioalben schon bei richtiger Abspielart (sicherlich nicht über Boombox und Co.) ziemlich beeindruckend, entwickelt das Material durch die Instrumentierung am heutigen Abend (u.a. Bläser, Streicher, Pauke) eine geradezu atemberaubende Intensität.
Unbedarften, die im Mittelteil des Konzertes (nach dem eher ruhigen Teil mit den Songs der aktuellen Platte „From Gas To Silid / You Are My Friend“) mit Plaschgs deutschsprachigem Lied „Vater“ konfrontiert werden, wird mit dem „Richard Wagner Teil“ des Songs garantiert ein mittelschwerer bis ziemlich großer Schrecken eingejagt. Und der kommt in dem Fall nicht von dem ergreifenden Text dieses sehr persönlichen Trauergesangs. Einen solch radikalen Laut/Leise-Effekt (mit entsprechendem Stroboskop-Gewitter) erlebt man selten in Konzerten.
Die zweite Hälfte besteht (zu großen Teilen) aus geschmackssicher gewählten Coverstücken, die teilweise längst zum Kanon von Plaschg gehören. Nach circa hundert aufregenden Minuten adaptiert sie Louis Armstrongs „Wonderful World“ und entwirft damit ein sehr friedliches Szenario. Wahrscheinlich mehr eine Hoffnung als Zustandsbeschreibung der Realität und der Weltanschauung von Anja Plaschg.
Fotocredit: Alexander Roll