Gisbert zu Knyphausen – Hurra! Hurra! So nicht!

HURRA! HURRA! SO NICHT. Seine Gedanken aus Beton haben Gisbert zu Knyphausen zu einem der besten Liedermacher Deutschlands avancieren lassen. Der Gründer des Indie Labels Omaha-Records meldet sich mit einem erstaunlich melodischen Album zurück in die reflektierten Gehörgänge seiner Anhänger. Zwei Jahre nach dem Debüt GISBERT ZU KNYPHAUSEN, das den Kritikern schon Lobeshymnen hervorlockte, erscheint nun der Nachfolger mit einem hervorragend zynischen Titel.

Elf Songs dauert es, das schöne Werk. Fast eher nebensächlich wirkt das musikalische Arrangement, mal schrammelnde E-Gitarren wie in „Hey“ oder ein Schlagzeuggewitter; auch eine einsame Trompete kann nicht über die bedeutungsschwangeren Vocals hinwegspielen. Manchmal verzweifelt wirkende Zwischenrufe oder tonlose Stimme in einer beschwichtigen Ruhe sind ebenfalls zu finden, auch wenn es natürlich die Texte sind, die verschiedenste Atmosphären kreieren. Hanseatische Melancholie in „Es ist still auf dem Rastplatz…“ und dem großartigen „Kräne“ lösen desillusionierte Abschiedsballaden wie „Dreh dich nicht um“ ab. Der sarkastische Namengeber „Hurra! Hurra! So nicht.“ lässt den Hörer durch eine kurze textliche Überraschung schmunzeln, ebenso wie das absolut wahre Highlight „Melancholie“.
In bester Liedermachertradition lebt HURRA! HURRA! SO NICHT. von den stimmungserzeugenden Worten. Zynisch und pathetisch breitet sich die Gemütlichkeit aus. Es herrscht eine angenehm ruhige Atmosphäre mit wortspielerischen Pointen in manchmal lapidar erscheinenden Texten. Aber dennoch spielt in der beschriebenen Oberflächlichkeit ein philosophischer Tenor, der zuweilen in echte Traurigkeit gipfelt. Die Balladen stattet Knyphausen immer mit der obligatorischen Akustikgitarre und nur manchmal mit einem Klangorchester aus E-Gitarre und Drums aus. Und schafft es mit diesem Meisterstück, sich in die deutschen Liedermacherannalen zu brennen. Wundervoll lakonisch.

VÖ: 23.04.2010 Pias Germany / Rough Trade