Samstagabendkonzerte sind so eine Sache. Meist fangen sie früh an, da in den jeweiligen Spielstätten im Anschluss das Partyvolk noch zu Indie Disco mit den besten Hits von damals und heute die eingerosteten Hüften schwingt. So war die Ankündigung der Anfangszeiten des At The Drive In Konzertabends im Palladium noch recht angenehm spät, da genau hier selten noch eine Anschlussveranstaltung stattfindet.
Im Vorfeld des Konzertes sickert dann durch, dass die Konzerte in Berlin und vor allem Hamburg eher mäßig besucht waren. Entsprechend wenig überraschend war in Köln daher die Verlegung vom Palladium (Kapazität ca. 4000 Besucher) in die Live Music Hall (Kapazität ca. 1300 Besucher). In der Veranstaltersprache wird dann gerne von „produktionstechnischen Gründen“ gesprochen. Sei es drum. Sicherlich eine gute Entscheidung, denn At the Drive in einem nicht mal halbvollen Palladium wäre gelinde gesagt schon vorab zum Scheitern verurteilt gewesen. Negativer Nebeneffekt der Verlegung in die LMH: die Anfangszeiten verschieben sich aufgrund bereits benannter Tanzveranstaltung fast in den späten Nachmittag. Diejenigen, die es tatsächlich zur Sportschauzeit nach Köln-Ehrenfeld geschafft haben, bekommen eine solide Show der Le Butcherettes zu sehen, die einem bereits von der ATDI Tour 2016 bekannt sein dürften.
Beim Umbau für die zweite Vorband Death from Above (früher 1979) wird dann schnell klar, dass es an diesem Abend muckelig voll werden würde. Selten hat man eine Konzerthalle bereits bei der Vorband so voll gesehen. Offensichtlich sind für viele Death from Above mindestens Co-Headliner. Die Show ist laut und auf den Punkt. Immer wieder faszinierend, welch brachialen Krach die beiden Kanadier aus ihren Instrumenten heraus prügeln. Ein gelungener Anheizer auf das, was an diesem Abend noch kommen soll.
Nach ca. 20-minütiger Umbaupause betreten At The Drive In nach einem kurzen Intro die Bühne der LMH. Bevor die Band loslegt, beschimpft ein sichtlich erregter Cedric Bixler das Kölner Publikum und fordert dies mehrfach dazu auf, auf die Bühne zu kommen, um mit ihm zu kämpfen. Natürlich erbarmt sich keiner und so legt die Band mit ihrem Set los. Die Band ist – auch ohne Jim Ward – auf den Punkt. Dies kann man von Bixler an diesem Abend nicht behaupten. Stimmlich etwas angeschlagen, nutzt er die nächste Pause, um seine Schimpftriaden in Richtung Publikum zu wiederholen. Welche Laus dem Guten an diesem Abend über die Leber gelaufen ist, ist unbekannt, es scheint jedoch ein größeres Exemplar gewesen zu sein. Die Songauswahl an diesem Abend ist sehr publikumsfreundlich. Der vordere Teil der Halle weiß dies zu schätzen, während es im hinteren Teil erstaunlich beschaulich zugeht. Dies mag daran liegen, dass es sich offensichtlich viele Fans der ersten Stunde in den hinteren Reihen gemütlich gemacht haben. Als selbst diese sich gerade so richtig ins Konzert eingefunden haben, ist auf einmal nach „Governed By Contagions“ Schluss. Ungläubige Gesichter allenthalben, sind doch gut 60 Minuten für einen Headliner, der fünf Alben vorzuweisen hat, gelinde gesagt etwas kurz. Nachdem der erste Schock verdaut ist, locken die zunächst vereinzelten, dann etwas lauteren Zugabe-Aufforderungen die Band zurück auf die Bühne. Bevor wie zu erwarten noch der Hit „One Armed Scissor“ gespielt wird, richtet Cedric Bixler noch einmal das Wort ans Kölner Publikum. Dabei relativiert er seine Schimpftriaden ein wenig, irgendwie ist das, was er sagt aber zu konfus, um tatsächlich zu verstehen, was genau er sagen will. Ein wenig versöhnlich ist es da, dass er am Ende seiner Ansprache die Frage „Are we gonna be friends?“ ans Publikum richtet. Dieses ist sich nach diesem Abend nicht wirklich sicher, ob es diese Frage mit JA beantworten soll – zu zwiespältig entlässt die Band die Leute mit diesem Konzert in die kalte Kölner Winternacht.
Setlist:
1. Arcarsenal
2. No Wolf Like the Present
3. Pattern Against User
4. Hostage Stamps
5. 198d
6. Holtzclaw
7. Napoleon Solo
8. Pendulum in a Peasant Dress
9. Invalid Litter Dept.
10. Enfilade
11. Quarantined
12. Governed By Contagions
Encore:
13. One Armed Scissor