Wunsch.WG – Kopfzeilen und Fußnoten

Immer wieder liest man in Pressetexten von der Sympathie, die sich bei den Kölnern Newcomern der Wunsch.WG geradezu aufdrängt – perfekt seien die Bandmitglieder zur Traum-Wohngemeinschaft zusammengestellt. Doch was als Wohngruppe funktioniert, scheint sich auf Platte zu potentieren und zu einem harmonischen Debüt zu führen.

Rund kommt es daher, das Debüt KOPFZEILEN UND FUßNOTEN, ein 10 Track-starkes Album, das passgenau in die Fußstapfen der großen Deutschpopper zu treten scheint und mit gerade für ein Erstlingswerk Liebhaber des gepflegten Popsongwritings aufblicken lässt. Eine in sich runde Platte, deren Opener “Grenzenlos“ man sich bereits an Stelle so mancher deutschsprachigen Soulsänger mit bedeutungsschwangeren Texten in den Playlists deutscher Radiosender wünscht.

Doch wie das bei jungen deutschen Nachwuchsbands nun mal so ist, drängen sich da beim Hören die Vergleiche zu den etablierten und bekannten hiesigen Sängern nur so auf. Erinnert Marcs Stimme in “Kreiswand“ beinahe an den jungen Bela B., hört sie sich in “Sie Fliegt“ fast an wie die des Revolverheld Sängers Johannes Strate, überzeugt aber in jedem Falle mit starker und runder Präsenz mit Nachdruck. Textlich fühlt man sich im letztgenannten Song an Cluesos “Chicago“ erinnert. Generell scheint Tiefe und Bedeutung der Songtexte der jungen Band sehr wichtig zu sein. Vielleicht zu wichtig, wirkt eine wahrscheinlich als Paradoxon gewollte Textzeile wie „du bist am Boden / hängst in der Luft“ in der Fülle doch prätentiös und birgt Gefahr, Songs wie “Willkommen Im Leben“ ihrer federleichten Romantik zu berauben. Doch vielleicht müssen sich unsere vom Britpop verwaschenen Ohren auch einfach wieder etwas mehr an deutsche Texte gewöhnen, sich ihnen hingeben, um gerade bei dem wohl stärksten Song “Marie“ den Himmel los und sich fallen lassen zu können. Denn genau hier liegt die Stärke der Wahlkölner: die schon fast vergessenen starke deutsche Popsongs wieder in die Gegenwart zu holen, der breiten Masse darzulegen, gekonnt in die Indiekultur einzuweben, ihr großes Gefühl direkt aus der WG in die Welt hinein zu tragen.

VÖ: 15.07.2011; Songpark

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