Ist es verwerflich, wenn man bei einer wunderbaren Begebenheit Zeuge war und diese am liebsten verschweigen würde, damit diese, im Fall einer Wiederholung, nicht von vermeintlich weniger wertschätzenden Massen überrannt wird?
Solche Gedanken kommen mir in den Sinn, nach diesem unglaublich schönen und außergewöhnlichen Abend mit der amerikanischen Rockband BIG THIEF.
Die Brooklyner Americana-Gruppe macht nicht nur auf ihren Platten alles richtig – auch bei ihren Konzerten. So viel richtig, dass man gar nicht weiß, womit man anfangen soll.
Vielleicht damit, dass sie sich als Support, die gefühlt netteste, höflichste und sympathischste Hardcore(!)- und Postmetalband*, von der man je gehört hat, mit auf ihre Tour nimmt?
Dass sie anscheinend an jedem Abend ein völlig anderes Set, gleichberechtigt aus allen bisherigen Veröffentlichungen (inkl. Soloarbeiten der Mitglieder) zusammengesetzt, spielen?
Dass Adrianne Lenker bei einem neuen Lied kurz abbrechen muss, weil „das alles“ zu viel ist; sie das Gefühl hat „zu stolpern„?
Dass BIG THIEF auch in der Livevariante von „Not“ – dem Rocksong des letzten Jahres – das kathartischste Gitarrensolo seit dem Erscheinen von Neil Young spielen?
Dass BIG THIEF anscheinend kein Interesse daran haben, sich mit banalen (aber sich finanziell lohnenden) Dingen, wie dem Verkauf von Merchandise, zu beschäftigen?
Mir würden noch ein Dutzend weitere Dinge einfallen, aber…
Herzlichst
Ihr F. J. Wagner
*ITHACA