THE FLAMING LIPS aus Oklahoma City gehören zu jenen Bands, die das Konzertformat grundlegend neu interpretiert haben. Wayne Coyne und seine Mitmusiker verbinden seit Jahrzehnten experimentelle Musik mit aufwendigen Live-Inszenierungen.
Von Oklahoma in die Welt
Die Bandgeschichte beginnt 1983 in Oklahoma City, wo Wayne Coyne zunächst experimentellen Noise-Rock spielte. Durch die Jahre entwickelten sich THE FLAMING LIPS von Underground-Veteranen zu einer der eigenwilligsten Bands der amerikanischen Alternative-Szene. Nach ihrem Warner Brothers-Vertrag 1990 und dem MTV-Hit „She Don’t Use Jelly“ 1993 tourten sie als Vorband der RED HOT CHILI PEPPERS, nutzten aber diese Plattform für noch experimentellere Ansätze.
Wayne Coyne etablierte sich als das kreative Zentrum der Band – ein Visionär, der sowohl die musikalische Entwicklung als auch die Live-Performances verantwortet.
Das eingängigste Album
„Yoshimi Battles the Pink Robots“ aus dem Jahr 2002 gilt als das zugänglichste Album der Bandgeschichte. Die Science-Fiction-Geschichte um die tapfere Yoshimi, die gegen übermächtige rosa Roboter kämpft, verbindet eingängige Melodien mit der typischen FLAMING LIPS-Verrücktheit. Songs wie „Do You Realize??“ entwickelten sich zu bekannten Stücken der Band.
Das Album zeigt exemplarisch, was THE FLAMING LIPS auszeichnet: die Fähigkeit, komplexe emotionale Themen in Pop-Songs zu verpacken, ohne dabei die experimentelle Grundhaltung zu verlieren.
Erinnerungen an 2003
2003 in der Kölner Kantine: THE FLAMING LIPS mit dem „Yoshimi“-Material. Ein denkwürdiger Abend, bei dem – und hier wird es kurios – meine Erinnerung an die Vorband zunächst zu MIDLAKE führte. Was jedoch nicht stimmen kann, da MIDLAKE erst 2010 als Support von MY MORNING JACKET durch Deutschland tourten. Gedächtnis und Musikgeschichte kollidieren manchmal auf eigenartige Weise. Tatsächlich war es Brendan Benson, der später durch THE RACONTEURS bekannt wurde und damals noch als Solo-Künstler unterwegs war. Wie sich solche Erinnerungslücken bilden, bleibt rätselhaft.
Diese „Yoshimi“-Konzerte von 2003 zeigten bereits die Grundzüge ihrer multimedialen Shows. Schon damals wurden Luftballons ins Publikum geworfen – eine Idee, die Wayne Coyne über die Jahre weiterentwickelte zu den überdimensionalen Plastikkugeln, in denen er über die Menge „surft“.
Zurück zu den Wurzeln
Nach dem kommerziellen Erfolg von „Yoshimi“ wählten THE FLAMING LIPS bewusst wieder einen sperrigeren Ansatz. Alben wie „At War with the Mystics“ (2006) und „Embryonic“ (2009) zeigten eine Band, die sich nicht auf ihren eingängigsten Songs ausruhen wollte. Besonders „Embryonic“ – ein experimentelles Doppelalbum – verdeutlichte ihre Kompromisslosigkeit.
„The Terror“ (2013) ging noch weiter: ein düsteres Werk, das mit traditionellen Songstrukturen brach. Auch „Oczy Mlody“ (2017) blieb sperrig und experimentell. Erst „American Head“ (2020) fand wieder zu zugänglicheren Formen.
Seltene Gäste in Deutschland
THE FLAMING LIPS haben sich in Deutschland rar gemacht – gerade einmal vier Konzerte seit 2010. Diese Seltenheit macht jeden Auftritt besonders. Während andere Bands regelmäßig durch deutsche Städte touren, bleiben THE FLAMING LIPS eine rare Erscheinung.
Am 4. Juni
THE FLAMING LIPS gastieren im Kölner E-Werk mit ihrem „Yoshimi“-Programm. Seit 2010 haben sie nur vier Konzerte in Deutschland gespielt. Wer 2003 in der Kantine dabei war, erlebt nun die Weiterentwicklung ihrer Shows in einer größeren Konzerthalle.
E-Werk, Köln • Mi, 04.06.2025 • Einlass: 19:00 Uhr • Beginn: 20:00 Uhr • 47,50 € zzgl. Gebühren
Foto: Blake Studdard