Amy Winehouse – Lioness: Hidden Treasures

„Wenn die Familie nicht sicher gewesen wäre, ob dieses Album den Anspruch von ‚Frank‘ und ‚Back To Black‘ erfüllen würde, hätten wir niemals einer Veröffentlichung zugestimmt. Wir glauben, es wird eine angemessene Anerkennung an Amys musikalisches Erbe sein.“ So so, es geht also, traut man Mitch Winehouse‘ Worten, lediglich die Würdigung des Werks seiner Tochter. Und natürlich um die Fans. Der selbsternannte Winehouse-Sprecher erinnert in seiner Selbstlosigkeit schon ein wenig an den Jackson-Clan. Für jeden halbwegs objektiven Amy-Winehouse-Fan sollte jedoch klar sein, dass Songmaterial, Veröffentlichungszeitpunkt und Albencover von LIONESS: HIDDEN TREASURES gnadenlos auf das Weihnachtsgeschäft ausgerichtet sind. Dennoch sind die einzelnen Stücke keineswegs schlecht. Bereits der Opener „Our Day Will Come“ ist starkes Ohrwurmmaterial, „Wake Up Alone“ geht in seiner zerbrechlichen Rohheit unter die Haut und auch die beiden Neukompositionen „Between The Cheats“ und „Like Smoke“ wären starkes Material, würde Nas nicht plötzlich anfangen, zu rappen. Es bleibt jedoch ein mehr als bitterer Nachgeschmack, denn all die Alternativversionen, Outtakes, Demos und nicht zuletzt die Verwendung der Tony Bennett Kollaboration „Body And Soul“ können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei LIONESS: HIDDEN TREASURES um Resteverwertung handelt, wenn diese auch deutlich kohärenter sind, als die letzten Michael Jackson Veröffentlichungen. Was jedoch jedem Hörer den Spaß verdirbt, sind der scheinheilige Albentitel und vor allem die letzten Sekunden auf „Song For You“, in dem ein Studiogespräch übernommen wurde, um noch einmal auf die Tränendrüsen zu drücken und zu unterstreichen, dass Amy Winehouse eine ganz außergewöhnliche Künstlerin war, die an der Welt zerbrochen ist. Wie man es auch dreht und wendet: um das Können der Ausnahmekünstlerin zu würdigen, wäre ein Livealbum deutlich besser gewesen.

VÖ: 02.12.2011; Universal

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